Projekte

n[o]ice! Internationales Musiktheaterprojekt mit dem Schwerpunkt zeitgenössische Vokalmusik

n[o]ice! strebt die enge Verzahnung der Studienbereiche Gesang/Oper und Komposition durch die gemeinsame Entwicklung eines musiktheatralischen Werkes an.

Die Studierenden entwickeln eine Oper, suchen nach Inhalt, Form, Stimmspektrum, Sound und geben eine Inspiration für die zeitgenössische Vokalmusik. Künstler*innen, die am Puls der Zeit sind, unterstützen mit kreativem Input und fragen nach der Relevanz in Workshops, Meisterkursen und Exkursionen, die in Ergänzung zu den curricular verankerten Seminaren innovative Entwicklungen spiegeln und internationale Perspektiven öffnen.

Als erster Baustein des Projekts „n[o]ice!“ war die Arbeit an „Pierrot Lunaire – Mondsüchtig“ ein guter Einstieg in die vokale Klangwelt des 20. Jahrhunderts. Arnold Schönbergs Klassiker des zeitgenössischen Musiktheaters wurde in ein Spannungsverhältnis zu 7 Kompositionen der Studierenden des Incontri Instituts gesetzt und im Juni 2023 aufgeführt.

Für das zweite Studienjahr konnte die Autorin und Librettistin Prof. Tina Hartmann von der Universität Bayreuth gewonnen werden, die mit den Studierenden das gemeinsame Sujet entwickelt: Arbeit als Sinnsetzung, Arbeit als Ausbeutung, Arbeit als Lebensmittelpunkt, Arbeit als Mittel zum Leben. Recherchen zu den Inhalten, Figurenkonstellationen und dramaturgische Entwürfe führen zu Texten, die als szenische Grundlage von vier Komponist:innen des Incontri Instituts (Mentoren: Aaron Cassidy und Gordon Williamson) vertont werden:

Hana Lim beschreibt die Arbeit als Lebensmittelpunkt, die das Freizeit- und Konsumverhalten prägt. Haushalt, Geld, Konsum, Zerstreuungen einer Gruppe junger Menschen werden konterkariert durch chorische Evokationen nächtlich urbaner Stimmungen. James Anderson schaut im Supermarkt auf die Bedingungen der Arbeitswelt, die geprägt sind von Marketingstrategien, Niedriglohn, Effizienz und Repression. Wie ist dem zu entkommen? Gibt es einen Ausgleich durch konsequente Selbstverwirklichung. Zampia Betty Mavropoulous beschäftigt die Frage der Sinnsetzung. Sie arbeitet das Innenleben der drei Hauptcharaktere heraus, die aus starkem eigenen Antrieb Kunst, (Für-)Sorge und Wachstum generieren. Tom Bañados spürt der Arbeit als (über-)lebensnotwendigem Mittel nach. Seine KI steuert Bewerbungsgespräche und selektiert – bis plötzlich ein Kandidat kommt, der ihrem Algorithmus etwas entgegenzusetzen hat.

Die musikalische Entwicklung unterstützt das Ensemble Quillo aus der Uckermark, Expert:innen mit Spielpraxis in neuer Musik. Sechs Instrumente werden in fünf mehrtägigen Workshops klanglich erforscht, klassische und innovative Spielweisen erprobt und das Zusammenspiel gehört. >Unter der Leitung von Yoonjee Kim entsteht das instrumentale Gefüge, immer auch in Korrespondenz mit den vokalen Stimmen. Die mit Claudia Barainsky begonnene Zusammenarbeit mit den Sänger*innen wird fortgesetzt in je drei Meisterklassen pro Semester. Ausgehend von bereits entstandenen Kompositionen aus dem Projektteil „Mondsüchtig“ und weiteren vokalen Werken aus jüngster Zeit werden die Gesangstudierenden auf die erweiterten Anforderungen Neuer Musik vorbereitet.

Das „tryout n[o]ice!“ präsentiert die Ergebnisse dieses Prozesses aus dem zweiten Studienjahr in einem szenischen Konzert im Richard Jakoby Saal. Im dritten Studienjahr werden die vier entstandenen Entwürfe dramaturgisch miteinander verbunden. Das Endprodukt kommt als in sich geschlossenes Werk zur Uraufführung und wird in die Reproduzierbarkeit gebracht.

Gefördert aus Mitteln des Förderprogramms für Spitzenforschung und Lehre in Niedersachsen, der VolkswagenStiftung und des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur

Prof. Mascha Pörzgen: Projektleitung, szenischer Unterricht und Regie

Yoonjee Kim: Musikalische Leitung

Prof. Aaron Cassidy und Verw. Prof. Gordon Williamson, Institut Incontri: Betreuung Komposition

Prof. Tina Hartmann, Universität Bayreuth: Textproduktion, Libretto

Ensemble Quillo für zeitgenössische Musik

Claudia Barainsky: Betreuung der Sängerinnen und Sänger

Elsa Zulauf: Kostüm (HS Hannover) 

 

n[o]ice! in Wien

17 Studierende begaben sich im April auf Schönbergs Spuren durch Wien, um lebens- und werkgeschichtliche Zusammenhänge zu ergründen.

Eine große Hilfe war dabei das Arnold Schönberg Center mit seiner Ausstellung zum Weg der Komposition mit 12 Tönen, in der die atonale Phase mit u. A. „Pierrot Lunaire“ den Übergang vom expressiven zum strukturellen Komponieren markiert.

Die angestrebte Verzahnung von Studierenden aus den Bereichen Gesang/Oper und Komposition, die nach drei Jahren in die gemeinsame Entwicklung eines musiktheatralischen Werkes münden soll, ermöglichte durch den Besuch von Wiener Konzerten und Musiktheatern einen intensiven Austausch.

Praxisorientiert konnten die Studierende beobachten, wie zeitgenössisches Komponieren und performative Gestaltung zusammenwirken.

Eine Masterclass mit Claudia Barainsky auf der Probebühne des Kooperationspartners Neue Oper Wien (NOW) – in Ergänzung zu den curricular verankerten Seminaren – förderte die Auseinandersetzung mit Schönbergs stimmlichen Anforderungen und erweiterte das Spektrum der klassischen Ausbildung um Gesangspraktiken neuerer Musik.

Beat Furrer gab in seinem Workshop Einblick in eigene Vokalkompositionen und sprach mit den Komposition Studierenden über ihre Werke.

Zuletzt bearbeitet: 26.03.2024

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